Vor kurzem habe ich das Buch: „Wilder Himmelskrieger“ von Damaris Kofmehl gelesen. Es ist die Fortsetzung der Lebensgeschichte von Demetri Betts, die Damaris Kofmehl in den Büchern: „Tony Brown“ und „Tödliche Schuld“ begonnen hat zu erzählen.
Das Buch hat mich gefesselt und bewegt wie schon lange kein Buch mehr.
Vorgeschichte: Warum ich mir das Buch überhaupt gekauft habe
Eigentlich lese ich keine (christlichen) Biografien mehr. Obwohl es einige (christliche) Biografien gibt, die ich gelesen habe und die mich und mein Leben mit geprägt haben – wie z.B. No Compromise, die Lebensgeschichte von Keith Green – bin ich inzwischen in einem Alter und habe mir so viel Lebenserfahrung angeeignet, dass ich (bisher) dachte, dass es nicht viel erhellendes geben könnte, wenn ich eine (christliche) Biografie lese. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass solche Biografien oftmals eine sehr einseitige Sicht beschreiben und man leicht den Eindruck bekommen kann, dass ein „wahrer Christ“ von Sieg zu Sieg, von Wunder zu Wunder usw. voranschreitet. Es mag sein, dass es solche Christen gibt. Ich selber gehöre nicht dazu und denke, dass dies auf 99,99% der Christen ebenfalls zutrifft.
Als ich aber das Buch „Wilder Himmelskrieger“ in die Hand bekam, war ich durch den Titel aufgeweckt. „Cooler Titel“, dachte ich. Dann sah ich, dass das Buch von Demetri Betts handelt.
Wir hatten Demetri Betts am Anfang dieses Jahres bei unseren Jugendaktionstagen „OMG“ als Stargast eingeladen. Ich kannte ihn bis dahin gar nicht, aber ein Kollege hatte ihn schon mal gehört und gemeint, das wäre eine gute Sache ihn als Gast einzuladen. Im Vorfeld der „OMG“ Veranstaltung erreichten mich dann Emails von „besorgten Geschwistern“, die mich darauf aufmerksam machen wollten, dass der Lebenswandel von Demetri Betts doch ganz und gar nicht geeignet wäre, um ihn zu so einer Veranstaltung einzuladen. Im Anhang eine ausführliche Dokumentation der „Taten“ von Demetri Betts. Ich war erstmal erstaunt, dass sich jemand die Mühe macht, eine Person, bzw. deren Handeln so detailreich zu dokumentieren. Tatsächlich waren einige Bilder in der Dokumentation, die mich irritierten, einige Aussagen, die mich zum Nachdenken brachten.
Die Veranstaltung war zu diesem Zeitpunkt nur noch ca. zwei Wochen entfernt. Einen Ersatz würden wir so kurzfristig nicht finden. Wie hoch war das Risiko, dass wir uns jemanden ins Haus holen würden, der evtl. Aussagen machen würde, die wir nicht teilen konnten?
Was macht man in so einer Situation?
Beten.
Ich kann es nicht so richtig erklären, aber als ich gebetet hatte und die Situation Jesus hingelegt, hatte ich erstmal Frieden. In der Nacht darauf hatte ich dann einen Traum. Als ich davon aufwachte war in mir eine große Klarheit, dass das alles schon richtig so sei.
Als mein Kollege mit Demetri Betts telefonierte und ihm erzählte, dass uns eine Reihe von Emails erreicht hätten, wußte er sofort um was es ging. Das war wohl nicht das erste Mal, dass dies passierte. Er schickte uns einen Brief, indem er auf einige der „Vorwürfe“ einging und erklärte, wie seine Sicht der Dinge sei. Dieser Brief erreichte uns aber erst nachdem wir im Kreis der Verantwortlichen eine Entscheidung getroffen hatten.
Im Leitungskreis der Veranstaltung besprachen wir die Vorgehensweise der „Warner“ und die Inhalte der Emails, sowie der Anhänge. Wir waren uns recht schnell einig, dass wir uns nicht draus bringen lassen und das Risiko (wenn es denn eines geben sollte) eingehen würden. Erst dann hab ich von meinem Traum und meiner Überzeugung erzählt.
Also sind wir weiter gegangen und haben die warnenden Emails gelöscht.
Als Demetri dann an dem Samstag zu uns kam, war es der beste Abend unserer Veranstaltung. Ein klares Zeugnis für ein Leben mit Jesus, ein liebendes Herz für die Jugendlichen auf der Veranstaltung. Sicher ist es so, dass Demetri vom Aussehen her sehr auffällig ist und unsere Raster von männlich und weiblich, von christliche und nicht christlich durcheinander bringt. Doch das darf nicht bestimmend sein. Jesus ist der, welcher das Herz sieht! Und das war ehrlich und hingegeben an Jesus!
Das Buch:
Als ich dann das Buch in die Hände bekam, wollte ich mehr erfahren von diesem Mann, der nicht so leicht in ein Schema passt. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Buch ist so realistisch. Der Untertitel lautet: Geheimnisse meines Lebens. Es erzählt auf der einen Seite von großen Wundern, um dann nvom tiefen Fall zu berichten. Ein Mann, der sein Leben ganz in die Hand Gottes gibt, und der trotzdem mit den Versuchungen der Welt zurecht kommen muss und ihnen auch immer wieder erliegt. Das Buch erzählt, wie Gott auch im tiefsten Punkt eines Lebens eingreift – und trotzdem nicht einfach alles gut ist.
Demetri ist ein Mann, der mit dem Unmöglichen rechnet, weil er weiß dass Gott nichts unmöglich ist. Er ist aber auch ein Mann, der verletzt ist, der nicht vollkommen ist, der scheitert.
Mir gefällt es, dass hier nicht einfach eine Lebensgeschichte erzählt wird, in der von Sieg zu Sieg gegangen wird. Mich beeindruckt, die Ehrlichkeit, mit der das eigene Scheitern beschrieben wird. Die Schlichtheit des Glaubens – damit meine ich nicht oberflächlich – sondern im besten Sinne kindlicher Glaube, ist mir Ansporn und Ermutigung mit Jesus weiter zu gehen.
Das Buch ist vor allem auch für Neulinge in der Nachfolge gut. Denn es zeigt, dass Gott unser Scheitern zulässt, dass er aber aus jedem Scheitern trotzdem noch etwas Gutes machen kann. Es zeigt, dass Hingabe mehr ist, als von Sieg zu Sieg zu schreiten. Hingabe und Nachfolge heißt, auch dann wenn nix mehr zu gelingen scheint, trotzdem an Jesus fest zu halten.
Fazit:
Wenn es Pflichtliteratur in christlichen Gemeinden gäbe, wie z.B. in der Oberstufe des Gymnasiums, dann würde ich dieses Buch dazu wählen.