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peschies multiples coming out

1. ich bin: heterosexuell. Ich fühle mich zu Frauen hingezogen – genauer gesagt zu meiner Frau, verheiratet bin ich auch noch (siehe auch 2.). Das mag manche Leute schockieren, ist aber gut so.

2. ich bin: monogam. Dass dies möglich ist, mögen mache in Zweifel ziehen – aber auch wenn ich ein Mann bin und damit auch sexuellen Reizen zugänglich – ist es der einzig richtige Weg und das ist gut so.

3. ich bin: dreifacher Familienvater. Und stolz drauf. Wie man so blöd sein kann, fragen sich Einige. Ich find´s gut, sehr gut sogar und möchte mit niemandem tauschen, der keine Kinder hat.

4. ich bin: Christ. Ich bete regelmäßig, lese in der Bibel, glaube an die Auferstehung und an die Rettung durch Jesus Christus. Ich versuche in allen Dingen und Situationen den Willen Gottes zu erkennen und mich danach zu richten. Das gelingt nicht immer. Das ist oft unbequem – auch für Leute mit denen ich zu tun habe und die meinen Glauben nicht teilen. Das passt einigen Leuten nicht. Ihr Problem – nicht meines.

5. ich bin: Fußballbegeistert. Manche Leute die mit mir Fußball geschaut haben, fanden das lustig. Einige schauen nie mehr mit mir, sind erschrocken, dass ich so emotional sein kann. Tatsächlich finde ich mich manchmal selber erschreckend und ich arbeite an mir. Aber: Fußball ist nun mal die dritt-geilste Sache auf der Welt.

6. ich bin: Sozialarbeiter. Arbeite im Schnitt deutlich mehr als ich müsste. Arbeite zu allen möglichen Tag und Nachtzeiten, am Wochenende, in den Ferien. Ich bin mit ganzer Leidenschaft dabei. Jedes Kind, jeder Jugendlicher ist mir wertvoll. Egal welche Nationalität oder welchen Glauben es/er hat. Egal ob es/er freundlich ist oder nicht…. es gibt nicht wenige Menschen die halten das für Blödheit, für sinnlos, vergebene Liebesmüh…. Für mich ist es Berufung.

7. ich bin: nicht angepasst an den Mainstream. Manchmal muss ich aufpassen, dass ich nicht einfach dagegen bin, weil alle anderen dafür zu sein scheinen – oder umgekehrt. Ich mache mir die Mühe andere Positionen zu verstehen, meine Meinung zu reflektieren und entsprechend zu argumentieren – oder ggf. meine Meinung zu ändern. Das macht es mir in vielen sogenannten Diskussionen besonders schwer mich zu beteiligen. Denn: oftmals geht es nicht um Diskussion. Es geht nicht einmal darum miteinander zu reden. Es spielt keine Rolle, welche Argumente der Andere hat. Ideologie oder eigene Betroffenheit scheinen jegliche Umgangsformen und gesunden Menschenverstand abzuschalten.

Für jede dieser sieben coming outs muss ich Diskriminierung, Benachteiligung und/oder Einschränkungen in Kauf nehmen. Hilfe, ich bin benachteiligt. Trotzdem werde ich damit kein Medienecho auslösen. Na ja, ich bin ja auch nicht wirklich bekannt – zumindest nicht über Esslingen hinaus.

In aller Deutlichkeit will ich folgendes klarstellen: Die Benachteiligung und Diskriminierung von homosexuell empfindenden Menschen hat in Deutschland nichts zu suchen. Toleranz bedeutet, dass ich jeden Menschen unabhängig von seiner politischen Meinung, sexuellen Orientierung, Herkunft, Hautfarbe und Religion achte und wertschätze. Aber Toleranz heißt nicht, jede Lebensform als gleichwertig und gleichermaßen normgebend zu akzeptieren. Ich finde es intolerant, von Diskriminierung oder Homophobie zu sprechen, nur weil jemand gegen die Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaft ist, diese Petition unterschreibt, oder das volle Adoptionsrecht für Homosexuelle Lebenspartnerschaften ablehnt.

Ein weiterer Beitrag von mir, der mit diesem Zusammenhängt gibt es hier.