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Halbmondwahrheiten

Beitrag aus dem Blog: jugendhausleiter.wordpress.com
Veröffentlicht von peschie1967 am 5. September 2012

Kurz vor den Sommerferien war ich bei einem pädagogischen Hochschultag zum Thema: Jungen. Bei einem der Workshops habe ich einen interessanten Referenten kennen gelernt: Kazim Erdogan aus Köln. Was dieser von seinen Vätergruppen erzählte (aber nicht nur das), hat mich elektrisiert. Als ein Kollege aus der Offenen Arbeit dann erwähnte, er hätte ein Buch gelesen, in dem es um diese Vätergruppen ginge, besorgte ich mir das schnellstens. In meinem Sommerurlaub habe ich dann das Buch gelesen, das ich zur Pflichtlektüre für alle erkläre, die mit türkischen (jungen) Männern arbeiten. Es ist das Buch: „Halbmondwahrheiten“ von Isabella Kroth, erschienen bei Diederichs 2010.

Der Untertitel beschreibt recht gut das, was in diesem Buch zu finden ist:

Türkische Männer in Deutschland, Innenansichten einer geschlossenen Gesellschaft.

Dabei ist es nicht direkt ein Buch über die Vätergruppen von Kazim Erdogan, sondern ein Buch über Männer, die durch die Vätergruppen Zugang zu ihren Gefühlen und zu Selbstreflexion gefunden haben. Frau Kroth beschreibt in ihrem Buch zwölf Lebensgeschichten von Männern unterschiedlichsten Alters, die aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind. Sie erzählt diese Lebensgeschichten fast gänzlich ohne Bewertung, einfach nur subjektiv das aufschreibend, teilweise erklärend, was diese Menschen erlebt haben und ihr nun erzählen. Dabei werden auch unangenehme „Wahrheiten“, wie Konversion zu einer anderen Religion, Islamismus, Intoleranz, Parallelgesellschaften usw., und welche Folgen dies dann auf das Leben der Männer und ihrer Familien hat, nicht ausgespart. Bewegende Lebensgeschichten, teils tragisch werden dort beschrieben und es fällt leicht(er) zu verstehen, warum diese Männer bestimmte Entscheidungen getroffen haben. Und: nur wen ich „verstehe“ kann ich gut „beraten“.

Fazit

Für mich hat sich durch dieses Buch, trotz meiner fast 20 jährigen Berufserfahrung in der Arbeit mit türkischen Männern und Jugendlichen und einigen Wochen Fortbildung, dem Lesen des Korans etc. einiges Neues an Erkenntnis dazu aufgetan, was in einigen „meiner“ Türken vorgeht.