Die Vorgänge des gestrigen Tages in den USA, bringen mich dazu, nun doch was zum „Thema D. Trump“ zu schreiben.
Vorerklärung
Damit keine falschen Schlüsse gezogen werden: ich bin weder ein Donald Trump Fan, noch ein Donald Trump Gegner.
Ich finde, er hat in Punkto Schutz des ungeborenen Lebens [1. Die Erkärung der US-Bischofskonferenz dazu unter: https://www.kath.net/news/73388] und Israel [2. eine spannende Darstellung der möglichen zwei Staaten Lösung von Trump unter: https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/politik/2020/01/29/das-ist-trumps-realistische-zwei-staaten-loesung/] , sehr vieles richtig gemacht (aus welcher Motivation heraus auch immer) und auch beim Thema Iran, China und Nordkorea durchaus gute/richtige Ansätze geliefert.
Was seine Persönlichkeit angeht, seine Haltung zu Frauen, zu Menschen anderer Hautfarbe u.ä. finde ich sein Verhalten und seine Äußerungen sehr oft nur sehr schwer erträglich.
Vor der Wahl…
…erschien mir die Wahl zwischen Biden und Trump, wie die Frage: „Wollen Sie lieber die Pest oder die Cholera?“ Wer dabei Pest und wer Cholera ist, darf jeder selber entscheiden.
Politik
Politik ist ein „schmutziges“ Geschäft, wird immer wieder gesagt und geschrieben. Vermutlich stimmt das. Gemeint ist damit unter anderem, dass man um eines Zieles willen, die eine oder andere größere oder kleinere „Kröte“ schlucken muss.
Demokratie bedeutet, immer wieder Kompromisse einzugehen. Auch das wird häufig als Erklärung dafür herangezogen, warum es bei uns so ist, wie es ist. Kompromisse müssen nichts schlechtes sein, sie dürfen aber auch nicht zu einem „Kuhhandel“ verkommen und sollten für die Menschen, die es betrifft, nachvollziehbar sein, bzw. gut erklärt werden, warum sie getroffen werden. [1. Die Erklärungen, warum z.B. manche Maßnahmen während der Coronakrise so und nicht anders getroffen wurden, sind leider viel zu oft entweder gar nicht vorhanden, oder nicht ausreichend. Das ist ein großes Problem der Politik. Solange die Menschen mit den Maßnahmen überwiegend einverstanden sind, mag man darauf verzichten können. Ich halte das aber für einen schweren Fehler.]
So ist es vermutlich auch, wenn man die republikanische Partei der USA und D. Trump anschaut. So wie ich es in Erinnerung habe, war D. Trump für die „politischen Eliten“, kein wirklich ernstzunehmender Kandidat. Er hatte wenig Unterstützung in der republikanischen Partei. Dafür – so stellte sich bald heraus – aber umso mehr unter der Bevölkerung/ den Wählern. Als klar wurde, dass D. Trump mehr Wähler wird mobilisieren können, als alle anderen Kandidaten, stellten sich immer mehr Vertreter der republikanischen Partei der USA hinter ihn. Das war ein „Kompromiss“, das war „schmutzig“ in dem Sinn, dass das Ziel einen republikanischen Präsidenten zu bekommen, alle Bedenken untergeordnet wurden.
Präsidentschaft
Ich persönlich hätte niemals gedacht, dass D. Trump Präsident werden könnte. Spätestens, als die Tonbandaufnahmen veröffentlicht wurden, in denen deutlich wurde, wie D. Trump über Frauen denkt [7. https://www.sueddeutsche.de/politik/us-wahl-trump-ich-habe-es-versucht-sie-zu-f-1.3196495], hätte ich keine fünf Cent mehr auf ihn gewettet. Doch er gewann.
Und auch wenn die Medien in Europa fast nur negativ über ihn und die Regierung unter ihm berichteten, konnte ich mir doch ein differenziertes Bild von diesem Mann bilden – zumindest bilde ich mir das ein.
Bei allem was man politisch als gut oder schlecht, gelungen oder missraten beurteilen kann – eines ist mir immer deutlicher geworden. Herr Trump schreckt vor KEINER Lüge zurück um seine Ziele zu erreichen. Sein aller höchstes, vielleicht sogar sein einziges wirkliches Ziel war und ist: Er selber.
Fake News
Dass D. Trump auf den letzten Metern seiner Präsidentschaft, wie ein ertrinkender nach dem letzten Strohhalm gegriffen hat, wurde spätestens deutlich, als sein Gespräch mit einem Wahlleiter aus einem Bundesstaat veröffentlicht wurde. [2. https://www.youtube.com/watch?v=_94jXXKgjnM]
Einerseits frage ich mich zwar, wie so ein Gespräch überhaupt aufgezeichnet werden kann, schließlich war das ja ein Gespräch das der Präsident der Vereinigten Staaten geführt hat. Andererseits passt es genau in das Bild, das Trump von sich selber gezeichnet hat. Zudem hat er es auch nie geleugnet.
Seine Mähr vom Wahlbetrug, wurde immer bizarrer. Ohne einen einzigen Beweis, immer wieder dieselbe Behauptung zu zitieren, ist keine Erfindung Trumps – das machen auch andere Politiker oder Ideologen – aber wenn jemand ein solch hohes Amt bekleidet, hat das nochmals eine ganz andere Bedeutung.
Stürmung des Kapitols
Es ist ja nicht so, dass wir in Deutschland nicht vor kurzem erst, ähnliches erlebt hätten. Aber dass es in den USA passiert, hat noch deutlich mehr Erschrecken ausgelöst.
Wieso die Verantwortlichen nicht wirklich damit gerechnet haben, erschließt sich mir nicht. Wieso wurden nicht gleich mehr Polizei zusammen gezogen, um das gewaltsame Eindringen in das Kapitol zu verhindern?
Dass D. Trump mit seiner Rhetorik und seinen beweislosen Behauptungen, mehr oder weniger klar der Auslöser dieser Situation ist, kann man wohl kaum mehr leugnen. Wobei mir klar ist: diese Leute gibt es noch immer. Tucker Carlson (Moderator bei FOX) sagte sinngemäß, dass die Krawalle seien verabscheuungswürdig, aber Schuld seien letztlich die Anderen, die den Wütenden nie zuhörten.“ [3. FAZ+ vom 07.01.2021 im Artikel: „Republikaner unter Schock,, von Frauke Steffens, New York). ]
Es muss „zu Ende“ sein
Dass selbst die bisher weitgehend noch geschlossen hinter D. Trump stehende republikanische Partei und sogar Trumps eigene Ministerriege sich von ihm distanziert und (lt. CNN) darüber debattiert haben, ob man den Präsidenten nicht wegen Amtsunfähigkeit absetzen könne, lässt hoffen.
Es scheint (fast) nichts mehr gänzlich abwegig.
Alle republikanischen Politiker, die etwas auf die Demokratie halten, müssen sich von diesem Menschen deutlich distanzieren und verhindern, dass er noch jemals ein hohes politisches Amt bekleidet.
Die republikanische Partei muss sich ernsthaft in die Augen schauen und fragen: „Haben wir tatsächlich keinen besseren Kandidaten?“ Wenn dem so ist, dann ist das erbärmlich.
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