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Es gibt Leute…. die mir folgendes sagen:

Die folgenden Vorwürfe sind mir in den letzten Wochen an unterschiedlichen Orten begegnet oder sind mir entgegnet worden. Einige davon haben mich erschüttert, manche verletzt. Einige allerdings auch zum Lachen gebracht. Sollte sich einer der Leser dieses Blogs in einem Zitat wiederfinden, dann möge er sich angesprochen fühlen – aber ich betone: ich möchte mit diesem Beitrag niemanden verletzten. Es ist mir ein Anliegen zum Nachdenken anzuregen und/oder meine eigene Sichtweise zu erklären.

Es gibt Politiker die sagen, der Islam gehöre zu Deutschland.
Ich frage mich was es ist, das den Islam zu Deutschland gehörig macht. Ist dann der Nationalismus auch zu Deutschland gehörend? und ich frage mich: wieso ist das überhaupt wichtig? Und wenn der Islam zu Deutschland gehört, wie ist das dann mit der Aufteilung der Welt in Gläubige und Ungläubige? Was ist mit Dschihad? Was ist mit Polygamie? Was ist mit der Todesstrafe für Apostaten? Was ist mit Körperstrafen für Diebe und Ehebrecher und alkohol Trinkenden? Was ist mit Frauenrechten? Was ist mit Sklaverei, die im Islam nicht verboten ist?

Es gibt Muslime die sagen, sie seien nicht Charlie Hebdo – weil Charlie Hebdo hätte ihren Glauben beleidigt.
Ich bin auch nicht Charlie Hebdo – denn auch mein Glauben wurde von diesen Leuten in den Schmutz gezogen.
Die gleichen Muslime sagen, sie würden niemals Menschen deshalb töten weil sie Bilder von Mohammed gezeichnet haben – aber die Zeichner hätten den Islam und den Propheten nicht beleidigen dürfen. Es müsse verboten sein, sich über den Glauben lustig zu machen. Ich höre daraus ein gewisses Maß an „Verständnis“ für die Tat. Mir geht es so: Ich finde auch vieles in Zeitung und Fernsehen, in dem es um Jesus geht nicht gut. Ich schalte manchmal den Fernseher aus, wenn es mir zu blöd wird, weil der christliche Glaube durch den Kakao gezogen wird. Dabei bin ich jemand, der durchaus über die Unzulänglichkeiten der Christen und damit über sich selber lachen kann. Dennoch habe ich nullkommanull Verständnis dafür Leute zu töten, weil sie so etwas tun. Es ist nun mal so in Europa, dass es erlaubt ist – und dort wo die, zugegeben weit gesteckte, Grenze überschritten wird, kann man Anzeige erstatten. Das muss JEDER akzeptieren, der den Anspruch stellt, in Europa als vollwertiger und gleichberechtigter Mitmensch angesehen zu werden.

Es gibt Menschen, die sagen: Solange jemand solche Karikaturen (wie in Charlie Hebdo) nicht verurteilt, sondern als Meinungsfreiheit sieht, sei man Teil der Hetze. Nun, ich finde diese Karikaturen nicht gut – habe ich ja schon geschrieben. Sie verletzten manchmal meinen eigenen Glauben. Wenn ich es für angebracht halte, dann klage ich vor Gericht. Ansonsten denke ich, dass Jesus es nicht nötig hat, sich von mir verteidigen zu lassen.

Es gibt Facebookfreunde, die fragen: warum so ein Geschrei, wenn 12 Leute in Frankreich getötet werden – jeden Tag werden in Syrien und Gaza viel mehr Menschen ermordet und kein Hahn schreit danach.
Ja das stimmt. Diese Frage ist berechtigt, aber ich denke auch: das ist doch das normalste der Welt. Wenn mein Nachbar ermordet wird, dann bin ich betroffen, spreche Beileid aus, gehe zur Beerdigung. Wenn jemand aus der Nachbarstadt ermordet wird, dann bekomme ich es vielleicht mit – aber es betrifft mich nicht wirklich. Übrigens: die Zerstörung eines Dorfes in Nigeria, mit über 2000 Toten ist schrecklich und schockiert mich tatsächlich mehr als der Terroranschlag in Paris.

Es gibt muslimische Gelehrte, die sagen: die Terroristen haben mit ihrem Anschlag dem Islam geschadet
Was meinen diese Gelehrten damit? Ist damit gemeint, dass die Europäer nun schwieriger davon überzeugt werden können, dass der Islam eine friedliche Religion ist? oder Muslime zu werden? oder wird das nur gesagt, weil solange nicht die Mehrheit in einem Land zum Islam gehört, andere Regeln gelten und sich der Muslim anpassen soll? Wer sich das Leben Mohammeds anschaut, kann durchaus Gründe dafür finden, wieso ich diese Fragen so stelle.

Es gibt muslimische Freunde und Bekannte, die sagen mir, dass sie sich nicht von den Anschlägen distanzieren werden – weil doch völlig klar ist, dass sie nicht damit übereinstimmen.
OK. So kann man argumentieren. Doch bedenkt bitte: 57% der Nichtmuslime in Deutschland empfinden den Islam als eine Bedrohung. Mag sein, dass die alle dumm und nicht informiert sind – kann aber auch sein, dass durch das Schweigen zu so einem Terroranschlag eine Chance vertan wird, diesen Menschen etwas von ihrer Angst zu nehmen. Und: was kostet euch das? Ich hab mich selbstverständlich davon distanziert, dass Moscheen beschmiert wurden, oder Muslime angepöbelt – obwohl völlig klar sein dürfte, dass das nichts mit Christentum, dem CVJM oder mir zu tun hat.

Es gibt Leute die sagen, dass selbst wenn eine Million Muslime in Deutschland sich vom Terror distanzieren würden, das in den Medien keine Beachtung finden würde.
Versteh ich nicht, wie man zu so einer Aussage kommt – vielleicht informiert ihr euch in den falschen Zeitungen und Nachrichten und Internetseiten? Der Akt der Distanzierung vieler Muslime mit den Worten: Not in my name! fand auf jeden Fall Beachtung in vielen Nachrichten.

Es gibt Facebookfreunde, die sich als liberale Muslime verstehen. Gewalt und Mord, damit haben sie nichts zu tun.
Wenn ich allerdings den einen oder anderen Post auf Facebook lese, dann kommen mir manchmal so meine Zweifel.

Es gibt Menschen, ehemalige Jugendliche aus dem Jugendtreff, mit denen ich viele Jahre zusammen gearbeitet habe, die sich teilweise nicht mal als richtige Muslime verstehen, und sich trotzdem vehement dagegen wehren, dass es Muslime gewesen seien, die das Attentat in Paris begangen haben. Sie unterstellen mir, ich sei einseitig informiert. Sie meinen ich hätte eine Islamophobie. Sie sagen mir, dass ich den Medien nicht glauben dürfe, denn die würden lügen.
Das macht mich sehr traurig. Ihr fragt euch nicht, ob ihr gut informiert seid. Ihr fragt euch nicht, ob eure Quellen zuverlässig sind. Ihr fragt euch nicht, welchen Sinn es hätte, Menschen als Muslime zu bezeichnen, obwohl sie keine sind – stimmt nicht, dafür gibt es natürlich Erklärungen. Aber ergeben die wirklich Sinn? Es ist schwierig bis unmöglich, solche „Verschwörungstheorien“ zu entlarven. Ich frage mich beim Lesen der unterschiedlichsten Theorien über die Wahrheit immer wieder: Wer schreibt das? Wo wurde es veröffentlicht? Welche Motivation hat der Mensch, oder die Gruppe das zu veröffentlichen? Ist es logisch? Macht es Sinn? Gibt es „Beweise“? oder zumindest einen Quellennachweis?

Es gibt Menschen die fragen, wieso die Leute diese Terroranschläge mit dem Islam gleichsetzen, aber niemand auf die Idee komme, den Klu-Klux-Klan mit dem Christentum gleich zu setzen.
Schau Dir das Leben Mohammeds an und das Leben Jesu. Könnte sein, dass darin ein Grund liegt, wieso das so ist.

Es gibt Menschen, die werfen mir vor, dass ich mich mit Israel solidarisiere. Dieser Staat, so sagen sie, sei ein Terrorregime, das die Palästinenser gnadenlos unterdrückt, und abschlachtet.
JA, es stimmt, Israel unterdrückt die Menschen in Gaza und im Westjordanland. Israel hat eine Mauer gebaut. Trotzdem bin ich solidarisch. Nicht nur, weil wir Deutschen eine Verantwortung gegenüber Israel haben. Sondern auch, weil es ein demokratischer Rechtsstaat ist. Meines Wissens gibt es dort weit und breit keinen einzigen demokratischen Rechtsstaat. Ich bin solidarisch, weil ein Araber israelischer Staatsbürger sein kann, als Politiker in der Knesset sitzen und sagen darf, dass die Regierung sich schuldig macht, wenn sie einen Krieg gegen die Hamas in Gaza führt. Ein Jude kann dies alles nicht in Gaza – und in sehr vielen anderen Staaten des nahen Ostens. Ich solidarisiere mich, weil die Menschen in Gaza nicht nur Opfer sondern auch Täter sind – genauso wie die Juden in Israel nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind.

Es gibt Leute die sagen, dass die Ausländer schuld sind, dass sie keine Arbeit haben. Die unterstellen ,dass die Flüchtlinge und andere Ausländer, alles „in den Arsch geschoben“ bekommen, während sie selber von Harz IV leben müssen.
Ich sage: wer im Großraum Stuttgart keine Arbeit hat – sollte sich selber an die Nase fassen und nicht jemand anderen dafür verantwortlich machen. Manchmal gibt es tatsächlich Gründe dafür, dass man keine Arbeit findet und es nicht an etwas, das man beeinflussen kann. Leider ist es aber sehr viel öfters so, dass die eigene Unfähigkeit, das eigene Unvermögen, die eigene Haltung, die eigene Inkompetenz – und die damit verbundene Nichtbereitschaft daran was zu ändern – Schuld ist, dass man keine Arbeit findet. Wenn man dann noch „neidisch“ ist auf Flüchtlinge, die ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen mussten um sich in Sicherheit zu bringen, dann ist das einfach nur erbärmlich. Die bekommen übrigens nicht mal Harz IV. Die leben übrigens in Unterkünften, die nicht schön sind.

Es gibt Leute, Kollegen aus der Kirche und Andere, die unterstellen mir Homophobie und Intoleranz, weil ich z.B. die Ehe für Homopaare ablehne. Dies tue ich meiner Meinung nach mit guten Argumenten und differenziert, habe dies auch mit zwei Blogbeiträgen ausgeführt. Ich finde: von Intoleranz zu sprechen, weil ich einen andere Meinung habe als die Mehrheit – das finde ich stier und intolerant. Und mich Homophob zu nennen, weil ich nicht alle Forderungen der Homovertreter unterstütze – das ist dann wohl Heterophob?
Blogbeiträge: Warum Ehe…. und Theologie des Leibes

Habe ich an der einen oder anderen Stelle, „daneben“ gegriffen? Ist meine Argumentation nicht stichhaltig? Bitte kommentieren. Es ist mir ernst, ins Gespräch kommen zu wollen.