„Corona“, „Don’t look up“, „ewiges Leben“
Wenn ich die Nachrichten der letzten Wochen Revue passieren lasse, dann erscheint mir die Aussage „Wir werden alle sterben“ aus vielen Beiträgen und Statements geradezu herauszuschreien.
Omikron
Für mich war die Berichterstattung über die Virusvariante „Omikron“ ein Aha Erlebnis. Man wusste noch nicht viel – eigentlich so gut wie nix, aber Reporter, Virologen, Politiker – zumindest diejenigen, welche zu Wort kamen – malten Szenarien an die Wand, die mit dem Satz: „Wir werden alle sterben“ zusammengefasst werden könnten.
Bei mir lösten die Aussagen keine Panik aus, sondern Kopfschütteln und Fassungslosigkeit. Ja, das Leben ist wertvoll und muss geschützt werden. Aber das Leben ist auch endlich und das muss akzeptiert werden.
Dieser Spannung sind wir ausgesetzt.
Die zweite Aussage, dass das Leben endlich ist, wird allerdings immer weniger akzeptiert. Sie wird ausgeklammert, geleugnet, ausgesperrt.
Weder neu, noch überraschend
Dass das Lebend endlich ist, dass wir alle sterben werden, ist keine neue Information und braucht auch gar nicht erschreckend sein. Es ist eine Binsenweisheit. Ein Naturgesetz, das seit Beginn der menschlichen Geschichte so war und das bis zuletzt so bleiben wird.
Es mag für viele hart sein, aber es ist nicht zu ändern – und das ist gut so! – dass wir sterben werden.
Nun ist es auch eine Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die verhindern, dass Leben früher beendet wird, als es „natürlich“ gewesen wäre. Und es ist den Verantwortlichen hoch anzurechnen, dass sie (zu Beginn der Pandemie) wirtschaftliche Interessen (zuerst einmal) dem Infektionsschutz untergeordnet hatten.
Das Leben ist mehr, als „nicht zu sterben“
Allerdings erscheint es mir, dass viele Derjenigen die verantwortlich sind, einen Tunnelblick entwickelt haben. Der Focus ist einzig und allein auf die Vermeidung von Todesfällen, von Einweisungen ins Krankenhaus gerichtet. Und auch, wenn es verständlich und richtig ist zu verhindern, dass das Gesundheitssystem und die Menschen die dort arbeiten zusammen brechen. Es müssen beim Überschlagen der Kosten die – ich nenne es mal „Kollateralschäden“ – mit einberechnet werden. Damit meine ich NICHT (allein) die finanziellen Auswirkungen!
Kollateralschäden
Mit „Kollateralschäden“ meine ich Schüler die durch Onlineunterricht abgehängt werden. Studenten, die ihr Studium hinwerfen, weil sie die studentische Umgebung brauchen um den nötigen Stoff lernen zu können. Kinder, die vereinsamen. Jugendliche die wichtige Aufgaben der Jugendzeit nicht mehr bewältigen können, weil sie viel zu wenig Möglichkeiten haben mit anderen Jugendlichen zusammen zu sein. Selbstständige die pleite gehen. Kranke, die nicht zum Arzt gehen, weil die Gefahr einer Infektion größer erscheint, als die Beschwerden usw.
Das Leben ist…
Natürlich ist Gesundheit ein wichtiges Gut. Wenn man krank ist, dann kann jeder Tag eine (fast) unüberwindliche Herausforderung sein. Aber Gesundheit bezieht sich eben nicht nur auf den Körper, sondern auch auf unseren Geist und unsere Seele.
Das bedeutet, dass Gemeinschaft mit anderen Menschen, Begegnung, Ansprache, Zuwendung etc. unabdingbare Notwendigkeiten sind. Wenn man einen Menschen vor einer Infektion schützen will, die zu 0,8% tödlich verläuft, indem man ihn isoliert, verbietet Sport zu machen, in Gemeinschaft mit anderen zu singen etc. dann muss das in Abwägung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen, der Vor- und Nachteile gemacht werden. [1. Dazu bedarf es in einem Beratungsgremium der Politik neben Virologen und Ärzten, auch Pädagogen, Künstler, Freiberufler etc.]
Überlastung des Gesundheitssystems verhindern
Für mich war von Anfang an das einleuchtendste Argument für die Einschränkungen, dass es darum ging zu verhindern, dass mehr Menschen auf Intensivmedizin angewiesen sind, als es Versorgungsplätze gibt. Und das ist nach wie vor entscheidend wichtig.
Und es war für mich auch immer ein wichtiges Argument, dass die Versorgung der Corona Intensivpatienten nicht dazu führen darf, dass Menschen mit anderen Problemen hinten herunter fallen, keine OP bekommen und dadurch u.U. schwere (gesundheitliche) Schäden erleiden.
Überlastung der „Nicht-Krankenhäuser“ verhindern
Allerdings ist auch das nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn nämlich durch die psychischen Belastungen der Menschen, es nicht genug Möglichkeiten gibt, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, ist dies auch eine Form der Überlastung des Gesundheitssystems.
Werden wir alle sterben?
Die Panik, die mit „Wir werden alle sterben“ vermittelt wird, ist gefährlich. Zum einen, weil so getan wird, als wäre das nicht selbstverständlich. Zum anderen, weil wir – zumindest was Corona betrifft – nicht alle daran sterben werden.
Vor kurzem habe ich den Netflix Film „Don’t look up“ angeschaut. Dort ist der Ausspruch „Wir werden alle sterben“ etwas, dass man Spinnern an den Kopf wirft, weil diese behaupten, dass die Erde von einem Kometen getroffen werden wird, was zur Folge hat, dass die Menschheit ausgelöscht wird. Man glaubt ihnen (zunächst) nicht und macht sich über sie mit diesem Spruch lustig. Letztlich stellt sich aber heraus, dass tatsächlich (fast) alle sterben.
Im Fall von Covid wird das nicht passieren. Im Sinne der Schöpfung [2. in der festgelegt ist, dass das menschliche Leben endlich ist – auf dieser Erde] allerdings schon.
Satire vom Feinsten
Wenn man die Art von Humor und Satire mag, dann bietet „Don’t look up“ viele Anspielungen auf unsere Gesellschaft, das Menschsein, das Verhalten in schwierigen, bzw. aussichtslosen Situationen. Auf jeden Fall sehenswert – nicht nur, aber auch im Hinblick auf die Coronasituation.
„Wir werden alle sterben“! Ja, stimmt!
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