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Moscheen in Deutschland – Preview eines Dokumentarfilms

Integration ist ein großes und wichtiges Thema, sowohl in den Medien als auch in der Politik. Wie funktioniert Integration. Welche Parameter begünstigen Integration, welche verhindern sie? Das sind wichtige Fragen, denen wir uns stellen müssen. Dabei wird Integration vor allem in Bezug auf Menschen mit islamischem Hintergrund betrachtet. Diese Verengung der Integrationsaufgabe auf Muslime (in der Wahrnehmung der Medien und der Politik) ist nur bedingt korrekt.

Ich arbeite seit über 16 Jahren in einem Stadtteil, der zu wenigstens 30% von Muslimen bewohnt wird. In die Einrichtung, deren Leiter ich bin, kommen ca. 60% Kinder und Jugendliche mit islamischem Hintergrund. Wenn ich meine dort gemachten Erfahrungen zu Grunde lege, dann merke ich, dass es Kulturen gibt, die sich leichter integrieren und Kulturen, die sich damit schwerer tun. Keinesfalls ist es aber so, dass sich grundsätzlich „islamische“ Kulturen schwerer tun als „christliche“ Kulturen. Natürlich sind meine subjektiven Wahrnehmungen keine wissenschaftliche Erkenntnis, aber wenn ich aus meinem Erfahrungsschatz Kulturen herausgreifen würde, um dies zu unterstreichen, dann sind da die Italiener und die Türken, sowie die Kroaten und Bosnier. Zunächst die Italiener und Türken: Beide tun sich m.M.n. gleich schwer, in Deutschland an zu kommen. Die einen sind überwiegend römisch-katholisch geprägt, die anderen muslimisch. Andererseits Kroaten und Bosnier: Beides sind meiner Wahrnehmung nach, eher Kulturen die sich leichter integrieren. Die einen überwiegend römisch-katholisch, die anderen muslimisch. 🙂

Als ich vor kurzem beim Preview des SWR Dokumentationsfilmes „Moscheen – Bauen um zu bleiben“ gesehen habe, war bei der Präsentation im Diyanet türkischer islamischer Kulturverein e.V. , eine Intention die Frage, in wie weit der Bau von Moscheen die Integration von Muslimen in Deutschland unterstützt. Der Film zeigt anhand der Moschee in Pforzheim, welche die erste in Deutschland war und der Moschee in Esslingen, welche erst vor kurzem gebaut wurde (und noch längst nicht fertig gestellt ist), wie sich der Bau auf Integration auswirken könnte. Dabei hat der Film auch unangenehme (für die Freunde von Multi-kulti) Feststellungen nicht vermieden: z.B. die strikte Trennung von Männern und Frauen, das nicht einlassen in die Moschee beim Tag der offenen Tür, oder die Freitagspredigt auf türkisch (weil der Imam gar kein deutsch kann). Es wurde deutlich, dass wesentlich dafür, ob der Bau einer Moschee hilfreich für die Integration ist, die Frage nach der Offenheit der „Vereinsleitung“ ist. Sehr schön wurde gezeigt, wie M. als Mensch Anfang zwanzig, Student, türkischer Abstammung mit deutschem Pass, modern im Gebrauch der Medien und angekommen in der deutschen Gesellschaft, trotzdem seinen muslimischen Glauben lebt. Ein gelungenes Beispiel für Integration. Doch auch ein Protagonist, wie M. in Esslingen, macht noch keine Integration. Aber eine „Vereinsleitung“ wie in Esslingen, die sich um Konsens und Vermittlung bemüht, ist auf jeden Fall ein positiver Faktor für Integration in Deutschland.
Die Moschee in Pforzheim erscheint dagegen im Film eher verschlossen und bleibt undurchsichtig in dem, was dort „läuft“ und was dort gewollt wird.
Ein wichtiger(er) Schritt für die Integration von Muslimen in Deutschland ist, m.M.n. die Einrichtung des islamischen Lehrstuhls in Tübingen. Dort werden seit kurzem Lehrer für islamischen Religionsunterricht qualifiziert. Diese Entwicklung wird in Film sehr positiv gewürdigt.

Fazit: Der Slogan – „Der Bau einer Moschee in Deutschland ist ein Zeichen von Integration“, lässt sich nicht aufrecht erhalten. Sonst könnte man, wenn man die Entwicklung in Pforzheim anschaut, auch das Gegenteil behaupten. Aber: wenn wir wollen, dass sich Muslime sich in Deutschland zuhause fühlen, dann ist der Bau einer Moschee für Einige ein wichtiger Faktor. Die Einführung von islamischem Religionsunterricht an staatlichen Schulen ist m.M.n. ein wichtiger und richtiger Schritt – der längst überfällig ist.