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Rassismus

Das Thema „Rassismus“ ist im Moment in vielen Mündern, wird von Politik und Medien „geritten“, manchmal auch von der einen oder anderen Gruppierung instrumentalisiert.

Nach „Fridays for future„, „#metoo“ ist „Black lives matter“ die nächste Bewegung, die von sich reden macht.

Als alter weißer Mann über Rassismus schreiben

Das geht ja eigentlich gar nicht. Ich mach es trotzdem, denn es gibt immer zwei Seiten einer Medallie. Auf der einen Seite sind diejenigen, die sich Rassistisch beleidigt fühlen und es vielleicht auch sind. Auf der anderen sind diejenigen denen unterstellt wird, sie seien Rassisten oder rassistisch, und vielleicht sind sie es sogar.

Manchmal sind die Leute sogar auf beiden Seiten der Medallie 🙂

D.h. ich schreibe das hier (zunächst) aus der Perspektive eines des Rassismus beschuldigten.

Ein Erlebnis und ein Artikel

Zunächst einmal wurde ich in einem Gespräch unter Kollegen des Rassismus bezichtigt, weil ich der Meinung war, dass der Begriff „Rassismus“ problematisch ist und m.M.n. wenig damit zu gewinnen wäre, wenn man diesen in einem Gespräch (als Vorwurf) verwendet. In der folgenden Diskussion ging es dann schnell drunter und drüber. Da ich für mich in Anspruch nehme, dass ich so wenig ein Rassist bin, wie ich ein Satanist sein könnte, hat mich das Ergebnis (dass man mir unterstellt hat ein Rassist zu sein) dann doch verwundert.

Der Artikel, eines von mir persönlich sehr geschätzten Psychologen zum Thema Rassismus im Pro Medienmagazin, hat mich dann nochmals irritiert. Ulrich Gisekus hat in dem Artikel Erfahrungen berichtet, die er gesammelt hat. Seine Frau und er haben zwei (inzwischen erwachsene) dunkelhäutige Mädchen adoptiert. Bei dem was er berichtet, sind zahlreiche Erfahrungen dabei, über die ich nur fassungslos den Kopf schütteln kann, dass es so was in Deutschland gibt oder gab. Aber er berichtet auch von Erfahrungen, bei denen ich niemals auf die Idee gekommen wäre, dass das mit Rassismus in Verbindung zu bringen wäre.

und nun….?

Merkwürdigerweise wurde in der ganzen allgemeinen Diskussion die Frage danach, was Rassismus überhaupt ist, fast vollständig ausgeklammert? Zumindest bei all dem was ich gelesen habe, war das kein Thema.

Ist der Begriff „Rassismus“ denn so klar und eindeutig in seiner Bedeutung, dass jeder (fast) das Gleich darunter versteht? Bis vor kurzem hätte ich das vermutet. Inzwischen denke ich – auch wegen der obene geschilderten Erlebnisse – anders darüber.

Die Definition von Rassisums

Was also ist Rassismus? Und wer legt fest, was Rassismus ist?

Wikipedia sagt dazu (Auszug):

Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äußerlicher Merkmale – die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen – als „Rassekategorisiert und beurteilt werden. Die zur Abgrenzung herangezogenen Merkmale wie Hautfarbe, Körpergröße oder Sprache – teilweise auch kulturelle Merkmale wie Kleidung oder Bräuche – werden als grundsätzlicher und bestimmender Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften gedeutet und nach Wertigkeit eingeteilt. Dabei betrachten Rassisten alle Menschen, die ihren eigenen Merkmalen möglichst ähnlich sind, grundsätzlich als höherwertig, während alle anderen (oftmals abgestuft) als geringerwertig diskriminiert werden. Mit solchen heute überholten Rassentheorien wurden und werden diverse Handlungen gerechtfertigt, die den heute angewandten allgemeinen Menschenrechten widersprechen.“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus (link am 17.08.2020)

Dieser Definition kann ich voll zustimmen.

Was Rassismus nicht ist!

Wenn ich dieser Definition folge, dann ist Rassismus eben nicht die Verwendung eines bestimmten Begriffes oder Wortes,
Ich kann also auch weiterhin (zur Gaststätte) „Zum Mohren“ gehen, oder „Mohrenköpfe“ kaufen und essen, ohne dass ich damit zum Rassisten werde. Wenn ich allerdings meinen Arbeitkollegen (abfällig) als „der Mohr“ bezeichne, dann sieht das schon anders aus.

Auch eine Pauschalierung ist nicht prinzipiell Rassismus. Zu sagen: „Schwarze haben einfach den Rythmus im Blut“, macht mich sowenig zum Rassisten, wie die Aussage:“Deutsche sind fleissig“. Anders sieht es mit der Aussage:“Schwarze sind faul.“ aus.

Und ganz wichtig: es kommt auch nicht nur darauf an, wie etwas gehört wird (als Beleidigung, Spaß oder eben Rassismus), sondern auch wie es gemeint war. [1. Ich merke, dass das in der Praxis ganz schön schwierig sein kann, wenn ich nur an das sogenannte Gedicht von Böhmermann über den türkischen Präsidenten Erdogan denke. Dieses wurde letztlich als Satire bezeichnet: „Eine Satire sei keine Beleidigung, sofern „die Überzeichnung menschlicher Schwächen (keine) ernsthafte Herabwürdigung der Person“ enthalte.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmermann-Aff%C3%A4re – Aufgerufen am 17.08) Ich bin mir sehr sicher, dass die Einordnung anderes ausgesehen hätte, wäre das Ziel dieses Pseudogedicht eine andere Person gewesen.] Die Frage:“Wo kommst Du her?“ an eine Person mit einem dunklen Teint, kann so oder so gemeint und auch so oder so verstanden werden.

Was trotzdem wichtig ist zu beachten

Natürlich ist die Verwendung mancher Begriffe oder Worte in bestimmten Zusammenhängen problematisch.

Selbstverständlich ist eine Pauschalierung eine Pauschalierung und kann deshalb einen Sachverhalt so sehr vereinfachen, dass er falsch wird.

Völlig klar ist auch, dass wenn sich jemand angegriffen oder beleidigt fühlt, ich das nicht einfach ignorieren kann, sondern das Gespräch suchen sollte.

Moralisch höherstehend

Dass sich viele von denen, die jetzt mit viel Getöse und akribischer Nachforschung die Aufdeckung rassistischer Verfehlungen betreiben, für moralisch höherstehend betrachten, sollte nachdenklich machen. Selten ist von den Höherstehenden viel Gutes (für den Rest) abgefallen. Statt Begriffe einfach verbieten zu wollen, sollte es einen Diskurs darüber geben, wann und wo ein Begriff geeignet ist und wann und wo nicht.

Diskus, ja gerne. Verbot, nein danke.

Man kann darüber ins Gespräch kommen, ob „Zigeunerschnitzel“ ein rassistischer Begriff ist, weil „Zigeuner“ in der Vergangenheit als abwertende Bezeichnung für die Volksgruppen der Sinti und Roma verwendet wurde. Wenn Sinti und Roma den Begriff Zigeuner als verletzend empfinden, dann muss ich das respektieren und ihn dann eben auch nicht (als Bezeichnung für diese Volksgruppe) verwenden.

Dabei sind mir aber zwei Dinge noch wichtig anzumerken:
1. Wie ich einen Begriff einordne, ist immer auch eine eigene Entscheidung. Wenn mich jemand mit einer abwertenden Geste oder Betonung als „Christ“ bezeichnet, dann kann ich das als Opfer annehmen oder diesen Titel mit Stolz annehmen.
2. Dass heutzutage jemand bei einem Begriff (wie Zigeunerschnitzel oder Mohrenkopf) den Zusammenhang zu einer verletzenden Bezeichnung für eine bestimmte Volksgruppe versteht, ist zumindest stark zu bezweifeln.

Dazu ein interessantes Interview von FlinkFeed. Ja, ich weiß, dass diese Seite von einigen als „schwierig“ eingestuft wird [1. Daher hier alternative Quellen: https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/panorama/kieler-koch-andrew-onuegbu-ist-sprachwahrer-des-jahres-id13021106.html / https://www.moin.de/norddeutschland/schleswig-holstein-restaurantgaeste-beleidigen-schwarzen-koch-der-reagiert-genial-rassismus-symbol-antifa-id230206384.html / https://rundblick-unna.de/2020/08/02/guten-tag-hier-ist-der-mohrenkopf-2/].

Also Diskurs absolut ja! Aber Begriffe einfach abschaffen zu wollen, oder ihn aus historischen Schriften oder Romanen zu tilgen, NEIN.

Rassismus, ein tatsächliches Problem

Rassismus ist ein reales Problem. Auch in Deutschland gibt es Rassismus. Allerdings ist vieles was im Moment als Rassismus tituliert wird, keiner. Weg von der Aufgeregtheit, weg von der Rechthaberei, weg von der Sprachpolizeit – hin zu einem echten Diskurs und Austausch. Das hilft aus meiner Sicht sehr viel mehr, Rassismus zu verringern.

Anderer Meinung? Ergänzung? Bitte kommentieren.

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