Der nachfolgende Blogbeitrag folgt im wesentlichen den Ausführungen von Ed Shaw in seinem Buch: „Vertrautheit wagen“ [0. Ed Shaw, Vertrautheit wagen! Gemeindeaufbau hautnah. Und wie die Kirche sexuelle Vielfalt biblisch integrieren kann. Fontis2018]. Es ist aber keine Buchbesprechung. Am ehesten eine Buchzusammenfassung, mit eigenen Schwerpunkten und ergänzt mit eigenen Gedanken.
Ed Shaw, homosexuell empfindender Pastor der Emmanuel Bristol hat mit diesem Buch eine herausfordernde Anleitung für die Nachfolge Jesu geschrieben. Auch wenn er das Buch aus dem Blickwinkel seiner eigenen, herausfordernden sexuellen Orientierung schreibt, ist es viel mehr, als ein Buch über die Herausforderungen der Nachfolge an homosexuell empfindende Christen. Es ist aus meiner Sicht eine Art Anleitung für Nachfolge, egal welche „besondere“ Herausforderung, der Leser hat.
Das Buch räumt mit Fehleinschätzungen auf. Fehleinschätzungen, die wir alle haben. Von denen wir mehr oder weniger stark beeinflusst sind. Z.B. die Idee, dass Sex lebensnotwendig sei.
Mich hat an der einen oder anderen Ausführung das Gefühl beschlichen, dass Ed Shaw sich zu viel zumutet. Oder genaugenommen, habe ich mir gedacht, er mutet mir zuviel zu. Denn wenn ich seine Gedanken zur Nachfolge ernst nehme für mein persönliches Leben, dann fühle ich mich sehr herausgefordert. Und das ist gut so.
Das Plausibilitätsproblem
Eine große Herausforderung in der Nachfolge ist das „Plausibilitätsproblem“. Damit ist gemeint, dass die Bibel zwar in vielen Bereichen klare Aussagen macht. Diese klare Aussagen sind für uns (westliche) Christen, aber häufig nicht akzeptabel. Sind sind nicht (mehr) logisch, nicht plausibel.
Das geht soweit, dass bestimmte biblische Lehren manipuliert werden. Sie sind in unseren Ohren so irre, dass wir alles dafür tun, damit diese Lehren noch irgendwie in unser Weltbild und Gottesbild passen. Das Gottesbild muss sich nicht mehr der biblischen Lehre anpassen, sondern die biblische Lehre unserem Gottesbild.
In den letzten 2000 Jahren hat sich die Welt des öfteren aufgrund dessen verändert, wie Christusnachfolger die Welt verstanden und gedeutet haben. Doch inzwischen verändert die Welt die Christusnachfolge.
Vor 2000 Jahren haben die Menschen ihr Gottesbild verändert, aufgrund dessen was Jesus getan hat und was im neuen Testament aufgeschrieben und gelehrt wurde. Heute wird das neue Testament in seiner Auslegung so verändert, dass es zu dem Gottesbild passt, das in der Welt in der wir leben akzeptiert wird.
Das Plausibiltätsproblem hat seine Grundlage in neun Fehlannahmen.
Fehlannahme eins: „Deine Identität ist deine Sexualität“
Wer bin ich? Ist eine Frage, die wohl fast jeder Mensch gerne klar und einfach beantworten will. Die Antwort auf diese Frage (die auch davon abhängig ist, in welchem Zusammenhang diese Frage gestellt wird) gibt Auskunft darüber, welche „Identität“ gerade oben auf liegt. Antworte ich mit meinem Beruf? meiner sozialen Stellung? meinem Familienstand? oder meiner sexuellen Orientierung?
Als Christ, als ein Jesu Nachfolger sind wir vor allem eines: ein Kind Gottes. Denn die eigene Identität wird nicht von mir selber, von der Gesellschaft oder wem auch immer festgelegt. Gott ist es, der meinen eigenen Status am klarsten und stärksten definiert: nämlich den, ein Kind des lebendigen Gottes zu sein.
Deshalb ist die Aussage: „ich bin schwul“ mit Vorsicht zu genießen. Es besteht die Gefahr, dass dadurch die Person, die diese Aussage getroffen hat, zuerst und vor allen Dingen, unter dem Aspekt der sexuellen Orientierung gesehen wird.
Das Evangelium sagt uns: „Sei, wer Du bist!“ aber nicht in dem Sinne, dass damit alles was wir empfinden oder tun wollen deshalb in Ordnung ist. Sondern in dem Sinne, dass wir durch Jesus neu geboren sind und damit eine neue Kreatur. „Sei, wie Du durch Christus neu geboren wurdest!“ könnte man sagen.
Fehlannahme zwei: „Eine Familie ist Mutter, Vater und zwei Komma vier Kinder“
Die eigentliche Familie ist die „Gemeinde-Familie“. Jesus war Single. Er definiert seine Familie als diejenigen, die den Willen seines Vaters im Himmel tun[1. Mt.12, 46-50].
Diese Wirklichkeit kommt in unseren heutigen Gemeinden leider viel zu kurz.
„Mütter, Väter und ihre zwei Komma vier Kinder fassen in Gemeinden normalerweise schnell Fuß, aber wenn du als Alleinerziehende kommst, als Geschiedener, als Witwe oder Witwer, als Single (Mann oder Frau) – aus welchen Gründen auch immer -, dann wirst du oft feststellen, dass die Leute nicht wissen, was sie mit dir anstellen sollen. Es sei denn , du bist etwa 20 bis 30 und kannst in die Gruppe für Singles gehen (und schnell heiraten).“[2. Vertrautheit wagen! S.57]
Die Geschäftigkeit, die mit einer Familie einhergeht, macht die Problematik nicht besser. Viele Familien haben einfach zu wenig Zeit um Zeit mit ihrer Gemeinde-Familie zu verbringen.
Fehlannahme drei: „Wenn Du schwul geboren wurdest, kann es nicht falsch sein, schwul zu sein“
Kaum jemand käme im Moment auf die Idee, dass Habgier oder Geiz deshalb in Ordnung sein könnte, weil man es nicht verändern kann. Oder man es „vererbt“ bekommen hat. Bei der Frage der sexuellen Orientierung scheint dies aber ein fast unschlagbares Argument zu sein.
Wir sind alle als Sünder geboren, deshalb sündigen wir. Aber das heißt nicht, dass wir keine Verantwortung für das haben, was wir tun. „Die Bibel lehrt uns – und das Leben um uns herum zeigt uns -, dass wir alle mit einer angeborenen Fähigkeit zur Sünde und einem ebensolchen Verlangen nach Sünde geboren werden. Wir können selbst nichts dagegen machen. Und dennoch sagt die Bibel ganz klar, dass wir für unsere Sünden verantwortlich gemacht werden.“[3. Vertrautheit wagen! S.76]
Fehlannahme vier: „Wenn es dich glücklich macht, muss es richtig sein“
Was ist tatsächliches Glück? Ist mein (vergängliches) Gefühl von Glück das, worauf es ankommt? Stelle ich meine Glückgefühle über das, was die Bibel zum Leben sagt? Wir hören die Stimmen, oder haben es auch schon selbst gedacht oder gesagt: Es kann nicht gut sein, an einer Ehe festzuhalten, die dich unglücklich macht. Oder wenn es darum geht etwas abzugeben: dazu sind wir erst bereit, wenn wir alles haben, was aus unserer Sicht noch nicht Luxus ist. „[…]das dritte Paar Schue, das neuste Mobiltelefon, den Urlaub in fremden Ländern, die Schulgebühren an der Schule mit den Weltklasse-Einrichtungen, die Pension, die sicherstellt, dass wir unseren Lebensstil bis zum Tod halten können.“[4. Vertrautheit wagen! S.85]
Glück bedeutet nicht glücklich zu sein, sondern dem Wort Gottes gehorsam zu sein. „Wenn wir Gottes Wort gehorchen, bekommen wir das wahre Glück, nach dem wir uns sehnen.“[5. Vertrautheit wagen! S.90] Es ist deshalb entscheidend wichtig, dass wir versuchen „[…] Gottes Wort zu der Autorität schlechthin in […][unserem] Leben zu machen, nicht das, was […][uns unserer] Ansicht nach (oder nach Ansicht anderer Menschen) glücklich macht.“[6. Vertrautheit wagen! S.91]
Wenn wir als Christen nur noch das in der Bibel akzeptieren, was uns Glück verspricht, was nach unserer eigenen Meinung gut und richtig ist, dann zeigt das: wir sind nicht bereit uns Gott unter zu ordnen.
Ed Shaw nennt am Ende dieses Kapitels Menschen, die durch ihren Gehorsam gegenüber Gott für ihn ein Vorbild waren und sind. Sie haben etwas, menschlich gesehen wertvolles aufgegeben oder ausgeschlagen. Sie haben erkannt, dass sie dann das Glück finden, wenn sie das tun, was Gott für sie vorbereitet hat. Diese Zeugnisse helfen ihm in seinem eigenen Leben, auch in seiner sexuellen Orientierung Gott gegenüber Gehorsam zu sein.
Für mich ist Ed Shaw selber ein solches Vorbild. Wenn er bereit ist, auf diese Weise Jesus nachzufolgen, dann erscheinen mir meine Herausforderungen schon wesentlich kleiner.
Fehlannahme fünf: „Echte Intimität findet man nur im Sex“
„Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonatan, ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt; deine Liebe ist mir wundersamer gewesen, als Frauenliebe ist.“ 2.Samuel 1,26 [7. Luther 2017]
Das Beispiel von David und Johathan ist das biblische Beispiel für Intimität ohne Sex. Diese Männerfreundschaft war für David bedeutender, als die Initimität mit seinen Ehefrauen.
Unsere Gesellschaft und auch die christlichen Gemeinden reden uns ein, dass das nicht geht. Oder zumindest, dass das unnatürlich sei. Die Wertschätzung der (christlichen) Ehe in den Gemeinden führt dazu, dass es zu wenig Augenmerk darauf gibt, was es an wichtigen und hilfreichen Beziehungen außerhalb einer Ehe gibt. Wichtige Beziehungen, die auch für verheiratete Menschen hilfreich sein würden.
Intimität entsteht vor allem dort, wo wir offen und ehrlich unser Leben miteinander teilen. Unsere Herausforderungen, unsere Grenzerfahrungen. Aber natürlich auch unsere Freude. „Unser Sexualtrieb wird nicht nur durch sexuelle Intimität verringert; er kann auch durch nichtsexuelle Intimität befriedigt werden, auch durch Freundschaft. Meine persönliche Erfahrung lautet: Die Macht der sexuellen Versuchung verringert sich, je mehr Zeit ich mit Freunden verbringe, mit denen ich nichtsexuelle intime Beziehungen pflegen kann. Das mag verrückt klingen, aber meiner Ansicht nach belegt es nur, dass wahre Intimität nicht ausschließlich im Sex zu finden ist, sondern auch in Freundschaften.“[8. Vertrautheit wagen! S.103]
Intime Freundschaften können am besten aufgebaut werden, indem man gemeinsam Zeit verbringt, offen zueinander ist, einander „intime“ Dinge mitteilt und man einfach aneinander dran bleibt.
Fehlannahme sechs: „Männer und Frauen sind gleich und austauschbar“
Männer und Frauen sind gleichwertig, aber nicht austauschbar. „Die Bibel sagt uns, dass es echte Unterschiede und gleichzeitig die völlige Gleichheit von Mann und Frau gibt.“[9. Vertrautheit wagen! S.111]
Ed Shaw stellt die Frage, warum es eigentlich die Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Seine Antwort: „Um uns zu helfen, das leidenschaftliche Wesen der Liebe Gottes zu seinen Menschen zu begreifen.“1[10. Vertrautheit wagen! S.116]
Die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau und die sexuelle Anziehung sind Bilder für die Beziehung zwischen Mensch und Gott. „Im gesamten Alten Testament scheint Gott nicht zu zögern, seine Liebe zu seinem Volk unter Verwendung sexueller Begriffe zu beschrieben. In der Tat scheint er absichtlich eine sexuelle Sprache zu verwenden. Er weiß, dass die volle Kraft seiner Liebe zu uns am wirkungsvollsten mit Hilfe dieser Sprach vermittelt wird, weil wir eben sexuelle Wesen sind.“[11. Vertrautheit wagen! S.118] Und wie aus der Beziehung von Mann und Frau Kinder hervorgehen (können), so soll in der Beziehung von Mensch und Gott Frucht hervorgehen.
In diesem Bild, der einzigartigen Unterschiedlichkeit von Mann und Frau und gleichzeitig der gegenseitigen Ergänzung, darf kein Element ausgetauscht werden. Zwei Männer oder zwei Frauen können dieses Bild nicht ersetzen. Es würde „implizieren, dass Jesu Rolle von jedem von uns eingenommen werden könnte – dass es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Gott und seinem Volk geben würde. Das ist jedoch nicht der Fall – und daher ist dieser Austausch nicht möglich.“[12. Vertrautheit wagen! S.121]
Es ist leicht vorstellbar, dass diese biblische Sicht auf Ehe für Ed Shaw und viele die so empfinden wie er, sehr schmerzhaft ist. Dennoch ist es wichtig, die eigene Sexualtiät als etwas positives begreifen. Ed Shaw erklärt, dass dies für ihn nur möglich ist, wenn er unbeirrbar glaubt, dass das gut für ihn ist, was Gott zu ihm sagt. Und dann kommt er zu dem Schluss: „Meine Sexualität vermag nicht, mich in eine liebevolle Ehe zu führen, aber sie führt mich stetig in eine größere Wertschätzung der Liebe Gottes zu mir in Christus. Das ist einer der vielen Gründe, warum ich für meine Sexualität zutiefst dankbar bin.“[13. Vertrautheit wagen! S.126]
Fehlannahme sieben: „Gottgefälligkeit ist Heterosexualität“
Es geht nicht darum die eigene Sexualität für gut oder böse, für richtig oder falsch zu halten. Als homosexuell empfindender Mensch zu denken: „wenn ich nur heterosexuell empfinde, dann ist alles gut“, ist absurd. Denn jemand der heterosexuell empfindet, hat ebenfalls die Herausforderung, diese Sexualität so zu leben, dass sie dem entspricht, was Gott will.
Entscheidend ist, dass wir alle, egal wer wir sind, wo wir herkommen, wie wir empfinden, Jesus jeden Tag ähnlicher werden. Das Ziel unseres Lebens ist Christusähnlichkeit. „Als Kinder Gottes (das ist unser neuer Status in Jesus) sollen wir ihn nachahmen, sollen wir wie er lieben – auf dieselbe Art, die Jesus dazu brachte, sich selbst an unserer Stelle am Kreuz zu opfern.“[14. Vertrautheit wagen! S.133]
Wir sollten dabei nicht zu sehr auf die Bereiche in unserem Leben schauen, in denen wir keine oder nur geringe Veränderung hin zu Jesus sehen können. Das kann frustrieren sein und dazu führen, dass wir aufgeben uns auf Jesus hin auszurichten. Vielmehr sollen wir darauf schauen, wo wir Veränderung erfahren haben.
„Wenn man alles auf eine Karte in einem einzigen Bereich des Denkens und Verhaltens setzt, verfolgt man keinen biblischen Weg zur Gottgefälligkeit. […] Es ist nötig, dass wieder lauter gehört wird, was die Bibel sagt: Das Evangelium der Gnade fordert von uns Christusähnlichkeit in jedem Lebensbereich.“[15. Vertrautheit wagen! S.139]
Ed Shaw führt aus, dass seine Homosexualität ein Mittel gewesen ist, das ihm geholfen hat, im Bereich der Gottgefälligkeit zu wachsen, indem ihm z.B. sein Scheitern gezeigt hat, dass er nicht fähig ist ohne die Gnade Gottes zu leben.
Dass homosexueller Sex in den Gemeinden als viel größere Sünde wahrgenommen wird, als z.B. heterosexueller Sex außerhalb der Ehe, ist inakzeptabel. Es führt zu einer Doppelmoral. „Willst Du also sexuelle Gottgefälligkeit für Menschen wie mich plausibler erscheinen lassen? Dann nimm Christusähnlichkeit in jedem deiner Lebensbereiche ernst. Verlag von mir nichts, was du von dir selbst nicht verlangen würdest.“[16. Vertrautheit wagen! S.141]
Fehlannahme acht: „Der Zölibat tut dir nicht gut – und muss vermieden werden“
Während Paulus die Ehelosigkeit, das Single sein als erstrebenswert anpreist[17. 1.Korinther 7, 32ff], und auch in vielen Phasen der Kirchengeschichte das Zölibat hoch geschätzt war, wird es heute häufig als krankhaft – oder zumindest als krankmachend, angesehen. Letztlich halten wir Sex für lebensnotwendig..
Dabei war das größere Opfer für Paulus nicht der Verzicht auf Sex, sondern die Tatsache, dass er ohne Frau auch keine Kinder würde haben können und damit niemanden, der seinen Namen weitertragen könnte [18. Diesen Aspekt können wir heute kaum noch nachvollziehen. Die Verknüpfung von Sex und Kindern ist heute sowieso durch durch „die Pille“ und andere „Verhütungsmethoden“ aufgelöst worden]. Paulus hat dies in Kauf genommen, um ganz für die Verkündigung des Evangeliums da sein zu können. Stellen wir uns vor: Paulus hätte ein Leben mit Frau und Kindern in Jerusalem vorgezogen!
Jesus war Single, und das war auch nötig um das zu tun, für das er gekommen war. „Jesus! Er […]blieb zölibatär, und wir spielen sein Menschsein ungebührlich herunter, wenn wir meinen, er hätte nicht in der Versuchung gestanden, sich das Leben mit einer Frau, Sex und Kindern einzurichten.[…] Er blieb Single für uns – [..][denn es passte nicht] in Gottes Heilsplan […]“[19. Vertrautheit wagen! S.154]
Fehlannahme neun: „Leiden sind weiträumig zu umgehen – es geht nur um Glück!“
„Dann rief Jesus die Volksmenge samt seinen Jüngern zu sich und sagte: »Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.“ Mk.8,34[20. NGÜ]
Weder zur Zeit Jesu, noch heute ist Leiden etwas, das als erstrebenswert angesehen wird. Leiden will vermieden werden. Das ist menschlich und das ist auch so in Ordnung. Aber es wird dann falsch, wenn Glück über allem steht und nicht mehr danach gefragt wird, was der Weg Jesu wäre. Jesus sagt klar und deutlich, dass die Nachfolge Leiden mit einschließt. „Uns fehlt jegliches bedeutsame Leiden, das wir absichtlich auf uns nehmen, weil wir Jesus nachfolgen und wollen, dass auch andere ihm folgen. Wir haben uns entschieden, die Tatsache zu ignorieren, dass Jesus die Jünger hier dazu aufruft, eine bewusste und kostspielige Entscheidung zu treffen, sich zu opfern; zu Dingen „Nein!“ zu sagen, die wir vielleicht wollen, sogar verdienen oder brauchen, weil wir im Verzicht seinem Beispiel folgen.“[21. Vertrautheit wagen! S.162]
„Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt? Denn was könnte ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben?“ Mk. 8,35ff[22.NGÜ]
Es geht letztlich darum, ob wir bereit sind, den Preis für die Nachfolge Jesus zu bezahlen. Haben wir die Kosten abgewägt?2[23. Lukas 14, 25ff] oder folgen wir einem Gott nach, der immer danach schauen sollte, dass es uns rundum gut geht?
Der Wohlstand unserer Gesellschaft scheint ein Hindernis zu sein, auf etwas zu verzichten, oder Schweres auf uns zu nehmen. Während viele Christen in armen Ländern, sehr bereit sind alles hinter sich zu lassen, um Jesus nachzufolgen, ist es für uns oft schon eine Zumutung am Sonntag um 10.15 Uhr im Gottesdienst zu sein.
Jesus ähnlicher zu werden, bedeutet auch ähnliches zu erleben, wie Jesus es erlebt hat. Das betrifft Zeichen und Wunder. Das betrifft aber auch das Leiden.
Leiden ist etwas, das durch Gottes Hilfe etwas Gutes hervorbringen muss.[24. Römer 8, 28] Es scheint nichts Wesentliches auf der Welt zu geben, das nicht durch Leiden entstanden ist.
Fazit
Wir sind in der Gefahr, Nachfolge zu bequem zu machen. Sowohl für uns, als auch für andere. Gab es früher die ungesunden Tendenzen: je mehr Leid, desto Gottgefälliger, oder je weniger Freude und Spaß im Leben, desto mehr Gottesfreude. So fallen wir heute auf der anderen Seite des Pferdes herunter.
Wir tun gut daran, uns auf die Apostel zu besinnen. Wie haben sie Nachfolge gelebt? Und was heißt das für uns heute? Für mich ganz persönlich?
Auch können unser Brüder und Schwestern uns zum Vorbild dienen, die ihren Glauben unter den widrigsten Umständen treu und mit Freude leben.
Dietrich Bonhoeffer schreibt dazu:
Als Jesus vom reichen Jüngling freiwillige Armut forderte,
https://www.dietrich-bonhoeffer.net/zitat/379-als-jesus-vom-reichen-juengl/
da wußte dieser, daß es hier nur Gehorsam oder Ungehorsam
gab. Als Levi vom Zoll, Petrus von den Netzen gerufen
wurde, da war es nicht zweifelhaft, daß es Jesus mit diesem
Ruf ernst war. Sie sollten alles verlassen und nachfolgen. Als
Petrus auf das schwankende Meer gerufen wird, da muß er aufstehen und den Schritt wagen (Matthäus 19, 21; Markus 2, 14; 1,16 f; Matthäus 14, 29). Es war in all dem nur eines gefordert,
sich auf das Wort Jesu Christi zu verlassen, dieses Wort für einen tragfähigeren Boden zu halten als alle Sicherheiten der Welt. Die
Mächte, die sich zwischen das Wort Jesu und den Gehorsam
stellen wollten, waren damals ebenso groß wie heute. Die Vernunft widersprach, das Gewissen, die Verantwortung, die Pietät,
ja selbst das Gesetz und das Schriftprinzip traten ins Mittel,
um dieses Äußerste, diese gesetzlose »Schwärmerei« zu verhüten.
Aber der Ruf Jesu durchbrach dieses alles und schuf sich
Gehorsam. Es war Gottes eigenes Wort. Einfältiger Gehorsam
war gefordert. … Der konkrete Ruf Jesu und der einfältige Gehorsam hat seinen unwiderruflichen Sinn. Jesus ruft damit in
die konkrete Situation, in der ihm geglaubt werden kann; darum
ruft er so konkret und will eben so verstanden werden, weil
er weiß, daß nur im konkreten Gehorsam der Mensch frei wird
zum Glauben.
Hier noch ein weiteres bewegendes Zeugnis aus England!
[…] meinen Beiträgen Nachfolge, Free-Indeed, Jesus-Sex-Revolution und anderen habe ich versucht, meine Gedanken zu kontrovers […]
„Wenn wir als Christen nur noch das in der Bibel akzeptieren, was uns Glück verspricht, was nach unserer eigenen Meinung gut und richtig ist, dann zeigt das: wir sind nicht bereit uns Gott unter zu ordnen.“ Ja! Jesus sagt ja auch in Joh 15,14, was es heißt, Gott hingegeben zu sein: >Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.<. Bin ich wirklich dazu bereit? Danke für die guten Gedanken zu dem was es bedeutet, Jesus im Heute, in der Gesellschaft in der ich lebe, nachzufolgen. Es hat sich seit der Berufung der Jünger nichts geändert: Gott ist… Weiterlesen »